Kinder brauchen Wahrhaftigkeit
„Kinder springen in Pfützen von Trauer hinein und wieder hinaus.“
Kinder trauern anderes als Erwachsene. Mal sind sie traurig, mal wütend, mal möchten sie spielen und auch fröhlich sein, mal brauchen sie eine Umarmung und mal Zeit für Kreativität. Wichtig: So wie ich gerade da bin, darf ich da sein. Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht alle Handlungen, die andere oder mich selbst verletzen könnten. Entscheidend ist, dass Sie dem Kind ermöglichen, seine Gefühle auszudrücken. Malen, schreiben, basteln, Brettspiele spielen, beim Fußball die Wut herauslassen oder gegen ein Kissen schlagen können Möglichkeiten sein. Das Kind entscheidet, wie es seine Gefühle ausdrücken möchte und was jetzt „dran“ ist. Sie können dem Kind Angebote machen, Zeit schenken und wachsam sein für die Fragen des Kindes, die oft plötzlich, zwischen Tür und Angel, gestellt werden.
Kinder brauchen Struktur
Der Alltag hilft auch uns Erwachsenen, in der Trauer nicht unterzugehen.
Auch Kinder brauchen ihre gewohnten Rituale und Zeiten. Die Schule, der Kindergarten ist ein vertrauter Ort, der ihnen Struktur gibt. Seien Sie im Alltag sensibel für die Fragen der Kinder, die urplötzlich gestellt werden können. Seien Sie bereit für eine Umarmung, ein gutes Wort, wenn das Kind signalisiert: „Ich brauche dich jetzt.“ Schenken Sie dem Kind sonst seinen bekannten Alltag.
Kinder brauchen Erinnerungskultur
Bieten Sie dem Kind an, seine Trauer, Freude oder sein Vermissen zum Ausdruck bringen zu können.
Ein Bild für den Verstorbenen malen, eine schöne Erinnerung gestalten, eine Erinnerungskiste basteln, in der Fotos, kleine Gegenstände oder andere Dinge des/r Verstorbenen gesammelt werden können. Suchen Sie mit dem Kind Erinnerungsorte auf. Die Bank, auf der es mit der Oma immer saß, den alten Spielplatz, das Grab oder einen anderen besonderen Ort. Machen Sie auch Angebote zu Sportaktionen, Orte und Gelegenheiten, wo das Kind tanzen, spielen oder sich austoben kann. Das alles sind aber immer nur Angebote. Respektieren Sie, wenn das Kind etwas ganz anderes machen möchte.
Kinder brauchen Wahrheit
Sagen Sie dem Kind ehrlich, was passiert ist. z.B. : „Die Oma war lange sehr krank. Und sie war sehr alt. Wenn Menschen sehr alt oder sehr sehr krank sind, sterben sie. Auch Oma ist gestorben. Sie atmet nicht mehr, sie kann nicht mehr aufstehen. Sie ist tot.“
Auch wenn ein Unfall passiert ist, erklären Sie dem Kind so früh wie möglich, was passiert ist.
Vermeiden Sie Aussagen wie: Opa ist auf eine lange Reise gegangen / Gott hat Oma zu sich gerufen / Die Mama ist eingeschlafen. Klar, sachlich und in einfachen Worten erklären, was ist.
Kinder brauchen Abschiedsorte
Nehmen Sie das Kind mit auf die Beerdigung! (ca. ab 4 Jahre, je nach Entwicklung des Kindes und Nähe zur/m Verstorbenen) Bitten Sie eine/n Freund/Freundin, der/die das Kind gut kennt, das Kind auf der Beerdigung zu begleiten. Da sie selbst Raum für Ihre Trauer brauchen, kann der/die Freund/in auf das Kind eingehen und den Friedhof gegebenenfalls mit dem Kind verlassen. Erklären Sie dem Kind, was auf einer Beerdigung passiert.
Bücher, die dabei helfen können: „Wie kommt der große Opa in die kleine Urne?“ von Helene Düperthal und „Hat Opa einen Anzug an?“ von Amelie Fried. Wenn das Kind, nachdem Sie ihm erklärt haben, was bei einer Beerdigung passiert, nicht mitmöchte, dann respektieren Sie die Entscheidung.
Binden Sie das Kind in die Gestaltung der Feier ein. Beispiele:
– Kind malt ein Bild für den Verstorbenen, das es ins Grab legen kann
– Kind gestaltet mit Ihnen eine Kerze, die während des Gottesdienstes brennt und zu Hause entzündet wird, z.B. wenn gemeinsam zu Mittag gegessen wird.
– Kind gestaltet einen Blumenschmuck für das Grab
Kinder brauchen Hoffnung
Auch wenn Sie sich mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod schwertun sollten: Lassen Sie Ihrem Kind „seine“ Vorstellungen vom Himmel, sofern sie positiv sind. Seien Sie ehrlich, was ihre eigenen Vorstellungen angeht. Verwenden Sie Ich-Botschaften: „Ich glaube, …“ „Ich kann mir vorstellen …“ „Da bin ich mir nicht ganz sicher …“
„Da können wir ja mal jemanden fragen …“ sind auch gute Antworten.
Gerne können Sie auch unser Gemeindereferentin Charlotte Roland kontaktieren. Sie ist ausgebildet als Kinder und Jugendtrauerbegleiterin: Charlotte Roland: c.roland[ät]pv-bigge-olsberg.de / 015161573835 /
Es gibt für Kinder und Jugendliche, die eine wichtige Bezugsperson in ihrem Leben durch Tod verloren haben Kindertrauergruppen! Eine besondere Kindertrauergruppe ist in Winterberg:
Ihr Ansprechpartner
Team Seelenbeben
Tel: +49 178 8507937 und +49 171 303 2101
Mail: info[ät]seelenbeben.com
Internetseite: https://www.seelenbeben.com/